ESSAYS / FEATURES (Auswahl)

Duldsame Geschöpfe
Der Mensch und sein Domestizierungsbaukasten
(DLF, Essay und Diskurs, 2023)
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Handzeichen
(DLF, Essay und Diskurs, 2021)
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Landschaften lesen
Die literarischen Spaziergänge des Julien Gracq
(SWR2 Literatur 2018)
Nur selten sind Schriftsteller auch ausgebildete Geografen. Auf Julien Gracq, eine stille Eminenz der französischen Literatur, traf dies jedoch zu, und er war imstande, Landschaften in einer eigenen, magischen Weise wie Physiognomien zu schildern.
Schon zu Lebzeiten berühmt, hielt er sich mit Absicht stets an den Rändern des Betriebs auf - von wo aus er ihn umso schärfer in den Blick nahm. In seiner Heimat, der Region um Nantes, ging er am liebsten an Flussufern spazieren. Dort fand er "flaschengrüne Stille" als "Umspanner poetischer Energie".
Sein hochkonzentriertes Werk bildet das, was Literatur im besten Fall sein kann: ein Sensorium, um Kunst und Leben aufblitzend anders zu denken.
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Der Kreisel, der dich dreht
Klaus Hoffers abgründige Erzählkunst
(SWR 2 Literatur, 26. September 2017; ein Jahr lang in der SWR Mediathek nachhörbar)
Anfang der 80er Jahre sorgte ein schlitzohriger, labyrinthischer Roman für begeisterte Verwirrung.
„Bei den Bieresch“, Klaus Hoffers Opus magnum, schickt einen Helden namens Hans als teilnehmenden Beobachter zur märchenhaften Volksgruppe der Bieresch in den österreichischen Seewinkel. Verstrickt in ihre nahe Fremde aus Brauchtum, Legenden und einem unablässig von ihnen ausgedeuteten, dadurch immer undurchschaubarer werdenden Schicksal, will Hans sich seinen Reim machen auf die beklemmende Welt, in die er geraten ist. Aber ihre Rätsel bilden „einen Knoten, der sich knüpft, wenn man ihn löst.“
Mitgerissen von dieser Sinnsuche, kommt beim Leser allmählich der Verdacht auf: Sind wir die Bieresch? Gilt nicht auch für uns: „Wir leben nicht, wir erklären das Leben?“
Hoffers Buch wirkt wie ein Mahlstrom. Seine literarische Raffinesse ist groß und verdient unbedingt die Wieder- oder Neulektüre.

Die Auferstehung der Gisela Elsner
Eine Gesellschaftskritikerin wartet auf ihre Wiederentdeckung
(SWR 2 Literatur, 12. Mai 2015, 22.03 Uhr)
Als Gisela Elsner sich 1992 das Leben nahm, war sie eine Vergessene. Der einstige Shooting Star des Betriebs, deren Erstling „Die Riesenzwerge“ Mitte der 60-er Jahre für großes Aufsehen gesorgt hatte, war beruflich und damit auch privat am Ende: Nicht mehr gefragt waren Elsners böser, satirischer Blick auf die deutsche Nachkriegs- und Emanzipations-Gesellschaft, suspekt war ihre Mitgliedschaft in der DKP, und statt ihrer Bücher wurde ihre Frisur rezensiert. All das ändert jedoch nichts daran, dass so manche ihrer Romane einer Wiederentdeckung harren.
Mit brillant sparsamer literarischer Ökonomie erzählen sie vom reaktionären Potenzial, das noch lange nach dem Nationalsozialismus umhergeistert – und von kapitalistischer Verwüstungslogik, die selten so lakonisch und gemein, also vollkommen adäquat, dargestellt wurde.

Pose oder Narkose?
Kleine Fluchten aus der Gegenwart
(Nachtstudio BR 2 , 6. Mai 2014)
Angesichts florierender Wohlfühl- und Sinnstiftungsmärchen, wie sie z.B. im Magazin „Landlust“ und im „Manufactum“-Katalog erzählt werden, angesichts auch der grassierenden Esoterik, entweder nur noch nach innen oder durch Hipster-Brillen an der Welt vorbei zu schauen, stellt sich die Frage, ob diese Formen von Eskapismus nicht mehr Probleme schaffen als sie lösen.
Können Betäubung oder Selbststilisierung helfen?
Unterdessen fühlt der Gegenwartsdurchleuchter Botho Strauß der Zeit aus vornehmer Distanz den Puls, wendet sich dabei taktvoll halb von ihr ab.
Das Spektrum unserer Ausflüchte reicht vom Musikantenstadl übers Shoppen bis zum Ein-Gang-Fahrrad ohne Bremsen, mit dem der Hipster durch die Stadt rast, um sich durch dröge Realitäten nicht aufhalten zu lassen — Kollisionen inbegriffen. Aber seien wir ehrlich, haben wir nicht auch schon davon geträumt, unser Leben in einer anderen Geschwindigkeit zu verbringen? In einer abgebremsten Variante, zwischen selbstgezimmertem Baumarkt-Glück?
Als Bonus-Track in dieser Sendung: das Protokoll eines gemütvollen Abends.

Der Schatten der Transparenz
(Nachtstudio BR 2013)

Adelsinseln

Vermutungen über einen abgeschafften Stand
(Nachtstudio BR 2011)

Kinderfragen mit Zucker bestreut
(DKultur 2011)

Lebendes Mobiliar
„Staubsi“ und andere Roboter
(Nachtstudio BR 2009)

Ungreifbare Schrecken
Klima- und andere Katastrophen
(Nachtstudio BR 2008)

Schritt-Weise
Reisen zu Fuß
(Nachtstudio BR 2006)

732 Schlussfolgerungen über das Wasser
Leonardo da Vincis hydrologische Forschungen
(DLR Berlin 2000)

Eine Chronistin des Schreckens
Über Swetlana Alexijewitsch
(Nachtstudio BR 1999)

Bekenntnisse eines Fleischessers
Ein Traumtagebuch
(Nachtstudio BR 1997)

Wilde Tiere, wilde Menschen
Schaustellungen, Panoramen, ausgestopfte Momente
(Radio-Revue BR 1994)

Sprühnebel
Auftauchen und Verschwinden von Graffitti
(Marginalien BR 1992)

„Entziffern, was man im Schlaf seines Lebens gemacht hat“
Über Marguerite Duras
(Profile SDR 1992)

Der Raumsparbügel
Poetik des bewältigten Alltags
(Marginalien BR 1990)